Der TuS Jevenstedt legte den Ball auf den Anstoßpunkt – und eröffnete ein Spiel der Gedanken, das bis in die Nachspielzeit reichte. Am Mittwochabend kamen Vertreter des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes (SHFV) und des Kreisfußballverbands Rendsburg-Eckernförde (KFV RD/ECK) mit einer Delegation des TuS Jevenstedt im Vereinsheim zum Dialog zusammen. Das Ziel: zuhören, verstehen, austauschen, gestalten.
Beide Seiten betraten das Feld mit klarem Plan: miteinander reden, statt übereinander. Der TuS präsentierte sich zunächst bei einem Rundgang über das Vereinsgelände – bodenständig und doch mit Begeisterung für das, was an der Jevenau seit Jahren wächst. Ein gemeinsames Pressefoto im Abendlicht leitete über zum Gespräch – eröffnet durch das SHFV-Präsidium.
Erste Halbzeit: Ehrenamt, Qualifizierung und das große „Warum“
Gleich zu Beginn rückte das Ehrenamt ins Zentrum. Wie lassen sich neue Trainer gewinnen? Wie bleibt ihr Engagement langfristig erhalten – und wie können wir sie qualifizieren? Die Protagonisten waren sich einig, dass die Verbände Rahmenbedingungen schaffen, sowie Angebote kreieren und auch in den Vereinen durchführen können. Die eigentliche Überzeugungsarbeit aber, so der Tenor, finde vor Ort statt.
Die Runde war sich einig: Wer Menschen für das Ehrenamt gewinnen will, braucht eine Willkommenskultur im Verein, ein Leitbild beziehungsweise Konzept, individuelle Ansprache und verlässliche Begleitung – keine leeren Versprechungen auf Social-Media. Die TuS-Vertreter, darunter Jugendwarte, Trainer und Obmänner, sprachen Klartext: Ohne verlässliche Strukturen bleibt der Ball oft liegen – trotz aller guten Absichten.
Zweite Halbzeit: Nachwuchs, Werte, Wege in die Zukunft
Im zweiten Abschnitt drehte sich das Spiel um den Nachwuchs. Wie bleibt Fußball für Kinder und Jugendliche attraktiv, wenn der Alltag längst digital und vielfältig ist? Welche Balance braucht es zwischen Leistungsanspruch und Breitensport? Und wie lässt sich ein Vereinsprofil entwickeln, das Eltern, Kinder und Trainer gleichermaßen überzeugt – und die Ziele des Vereins nicht aus den Augen verliert?
Die Diskussion spiegelte die Realität vieler Amateurvereine: Spagat zwischen Anspruch und Alltag, zwischen Begeisterung und Belastung. Die Gäste vom Verband hoben die Bedeutung frühzeitiger und transparenter Kommunikation hervor – gerade in der Arbeit mit Familien.
Nachspielzeit: Schiedsrichterwesen – Perspektiven wechseln
Ein leidenschaftliches Plädoyer kam von Dajinder Pabla, Schiedsrichterobmann des TuS. Er schilderte eindrücklich, wie sich das Schiedsrichterwesen regional und in anderen Landesverbänden entwickelt – und wie sich seine Rolle beim TuS Jevenstedt durch äußere Einflüsse verändert hat. Während der TuS vor zehn Jahren noch zehn aktive Schiedsrichter stellte, sind es heute noch fünf.
Die Vertreter des Verbandes hörten genau hin, sprachen offen über Schwierigkeiten, aber auch Lösungsansätze: flexiblere Einstiegsmodelle in die Schiedsrichter-Ausbildung, stärkere Einbindung aktiver Spieler – jung wie alt – und nicht zuletzt Schutz vor Anfeindungen durch gelebte Werte im Verein. Auch der Blick über den Tellerrand half: Pabla stellte Best-Practice-Modelle anderer Landesverbände vor.
In Jevenstedt will man neue Schiedsrichter gewinnen – mit einst liebgewonnenen, doch zuletzt vernachlässigten Formaten. Etwa durch regelmäßige Treffen zwischen Schiedsrichtern und Trainern oder kurze Einheiten mit Jugendmannschaften. Ziel: Perspektivwechsel schaffen, Verständnis fördern. Denn: Ohne Schiedsrichter kein Spiel.
Abpfiff – mit offenem Spielfeld
Zum Abschluss ging es um die Frage, wie ein Dorfverein Zukunft gestalten kann. Wie bleibt man offen für Neues, ohne die eigenen Wurzeln zu verlieren? Fragen, die sich gut für weitere Formate des SHFV eignen, beispielsweise die auf den Vereinsdialog aufsetzende Clubberatung.
Der Abend klang bei Fingerfood und Getränken aus – das Gespräch aber bleibt offen. Der Vereinsdialog beim TuS Jevenstedt war kein Schaulaufen, sondern ein echtes Trainingsspiel für die nächsten Aufgaben. Mit klarer Botschaft: Wir spielen weiter. Gemeinsam.
Text und Foto: TuS Jevenstedt