SHFV-Spitzenschiris starten mit Feinschliff in die neue Saison

Wird es in Zukunft deutlich mehr Eckstöße geben?

Wenn die Schiris der Flens-Oberliga und höher zusammenkommen, geht es längst nicht nur um Kondition und Paragrafen – sondern auch um Kommunikation, gemeinsames Verständnis und Details in der Spielleitung. Genau das stand im Mittelpunkt des zentralen Sommerlehrgangs in der Landesturnschule Trappenkamp zur Saison 2025/2026.

Leistungsprüfung als Basis

Wie gewohnt begann der Lehrgang mit der obligatorischen Leistungsprüfung. Bei sommerlichen Temperaturen stellten die Unparteiischen zunächst ihre körperliche Fitness in Form von Sprints und Intervallläufen unter Beweis – gefolgt vom schriftlichen Regeltest. „Bemerkenswert ist der Teamspirit in der Gruppe und ihr Leistungswille, insbesondere auf der Laufbahn“, betont Norbert Richter. Jahrelang als eine der zentralen Figuren des Lehrgangs, war er in diesem Jahr in der Funktion des SHFV-Vizepräsidenten für Qualifizierung und Schiedsrichter anwesend, also eher in repräsentativer und beobachtenden Rolle.

Regeländerungen mit sichtbaren Auswirkungen

Einen besonderen Stellenwert nahm in diesem Jahr der Austausch über die aktuellen Regeländerungen ein. Obwohl diese für die Mannschaften in vielen Bereichen überschaubar sind, gibt es für die Unparteiischen einiges zu beachten. SHFV-Lehrwart, Michael Mond, fasst zusammen: „Es gibt einige Regeländerungen, die eher redaktioneller Natur sind. Die größte Neuerung wird die Torwartregel sein. Hier werden die Mannschaften und Fans vor allem in den ersten Wochen der neuen Spielzeit vielleicht etwas überrascht sein, wenn die Schiris plötzlich die Sekunden offen herunterzählen.“ Im Klartext: Wenn ein Torwart den Ball länger als acht Sekunden in den Händen hält, dann entscheiden die Schiris auf Eckstoß.

Damit dieses möglichst transparent ist, werden die letzten fünf Sekunden von den Referees mit der Hand über dem Kopf angezeigt. Ziel dieser Regel ist, dass das Zeitspiel eingedämmt wird und Vergehen in diesem Bereich konsequenter geahndet werden. Ob es dadurch zur mehr Eckstößen kommen wird oder die Torhüter die Bälle schneller freigeben, bleibt abzuwarten. Wichtig: Wenn Angreifer die Torhüter daran hindern, den Ball spielen zu können, sind die Schiris dazu angehalten, auf indirekten Freistoß für die Torwarte zu entscheiden. Bei wiederholtem Fehlverhalten, werden sowohl Torwarte als auch Angreifer verwarnt oder mittels gelb-roter Karten des Feldes verwiesen.

Komplexität des Schiedsrichterballs

Immer wieder führt der „Schiedsrichterball“ zu kleinen Diskussionen auf dem Spielfeld. So ist vielen Spielern gar nicht klar, mit wem wann und wie der Schiri-Ball ausgeführt wird. Zur neuen Saison gibt es auch hier eine Veränderung, an die sich alle erstmal gewöhnen müssen. Grundsätzlich gibt es einen Schiedsrichterball, wenn das Spiel durch einen Einfluss von außen oder zum Beispiel durch einen Kontakt des Schiris mit dem Ball gestört wird.

Die Referees müssen nun prüfen, ob der Ballbesitz wechselt, ob sich ein Vor- oder Nachteil für eine Mannschaft ergibt und welche Mannschaft ggf. in Ballbesitz gekommen wäre. Michael Mond: „Es gibt viele Facetten beim Schiedsrichterball und da es diesen gar nicht so häufig gibt, wird es für Nicht-Schiedsrichter schwer sein, diese Regel komplett zu überblicken. Ich hoffe, dass die Akteure den Schiris in den wenigen Situationen vertrauen und bei Unklarheiten gerne auch mal nachfragen.“

Trainer und Auswechselspieler können erleichtert sein

Ein Ball, der Richtung Aus roll, aber noch innerhalb des Spielfeldes beispielsweise vom Trainer aufgehalten wird, führt in Zukunft nur noch dann zu einem direkten Freistoß oder Strafstoß (im Strafraum), wenn die Aktion einen unsportlichen Charakter hat. Passiert das aus Versehen, weil der Trainer beispielweise dachte, der Ball wäre schon im Aus gewesen, gibt es nur noch einen indirekten Freistoß.

Diese Aktionen passieren relativ selten, hatten in der Vergangenheit aber schon massive Auswirkungen. So kassierte Holstein Kiel vor ein paar Jahren in einem Spiel gegen den VfL Bochum einen Strafstoß, weil der Auswechselspieler hinter dem Tor den Ball zu früh (im Spielfeld) stoppte. Auch die persönliche Strafe (gelbe oder rote Karte) wird bei einem irrtümlichen Eingriff heruntergestuft.

Videoarbeit rundet den Lehrgang ab – auch Beobachter*innen gefordert

Ein Schwerpunkt des Lehrgangs war die Analyse ausgewählter Videoszenen. Mit dabei waren sowohl Spielszenen aus dem Profifußball als auch Beispiele aus dem SHFV – praxisnah, kontrovers, lehrreich. Dabei ging es nicht nur um die richtige Entscheidung, sondern auch um nachvollziehbare Kommunikation und Konsistenz in der Bewertung. Zeitgleich zu den Schiris wurden auch die Beobachterinnen und Beobachter des SHFV fortgebildet. Ziel war ein gemeinsamer Blick auf Bewertungskriterien, Kommunikation und die Einordnung von Spielszenen.

Besonders wertvoll: Der direkte Austausch zwischen aktiven Schiedsrichter*innen und Beobachtenden – ein Baustein für eine erfolgreiche Saison. Norbert Richter: „Die Flens-Oberliga kann sich, auch dank der professionellen und detaillierten Vorbereitung von Lehrwart, Michael Mond, auf gut ausgebildete Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter freuen.“

Text: Dajinder Daniel Pabla